Die aus der Firma Graetz AG hervorgegangene Firma Sternradio Rochlitz entwickelte und produzierte Anfang der 1960er Jahre diesen Rundfunkempfänger der Spitzenklasse. Der Entwicklungsbeginn war am 15.1.1960. Die ersten 110 Geräte wurden noch 1961 gebaut und bis Ende 1962 hat man in Rochlitz insgesamt 2808 Geräte produziert.
Rein äußerlich entspricht das Gerät dem damaligen Standard für Geräte der oberen Preisklasse: Das formschöne und aufwändig gebaute Holzgehäuse aus dem VEB Radiogehäuse- und Möbelbau Sonneberg konnte mit seiner Farb- und Formgebung sowie seiner Hochglanzlackierung eine wirkliche Zierde des heimischen Wohnzimmers sein.
Technisch beherbergt der Stradivari4 Automatic einige Besonderheiten. Mit zwei zusätzlich anschließbaren Lautsprechern konnte man Stereo-Tonwiedergabe realisieren. Das dürften zu damaliger Zeit insbesondere Schallplattenspieler gewesen sein. Der UKW-Empfänger selbst hat noch keinen Stereo-Decoder. Die ersten Stereo-Sendungen gab es in der DDR erst im August 1963.
Im normalen Rundfunk-Empfangs-Betrieb wurden die beiden NF-Verstärker parallel mit dem identischen Signal versorgt und am Ende über eine Parallelschaltung der Ausgangsübertrager den beiden Lautsprechern (6W Mittel- / Tiefton und 1,5W Hochton) zugeführt.
Bei der Schaltungsentwicklung hat man an keiner Stelle gegeizt. Eine sorgfältige Dimensionierung der ZF Verstärker mit 24 abgestimmten Kreisen (davon 4 Steuerkreise für die Senderautomatik) war die Voraussetzung für eine sehr gute Empfindlichkeit und Klangqualität. Um den Klang bei AM-Empfang des Ortssenders zu verbessern, kann die Bandbreite des ZF-Vertärkers auf „breit“ umgeschaltet werden. Das hat heute keine Bedeutung mehr, da es keine amplitudenmodulierten Ortssender auf K, M, L mehr gibt.
14 Vakuumröhren (20 Systeme), 5 Relais und zwei Elektromotoren waren nötig, um alle technischen Raffinessen zu realisieren.
Insbesondere die kabelgebundene Fernbedienung kann aus heutiger Sicht als beachtenswerte Kuriosität betrachet werden. Mit einem Gewicht von mehr als 1Kg und einem 5,5m langen Kabel mit 11mm Durchmesser und 15 Adern gelang es den Entwicklern, eine echte Fernbedienung mit folgenden Funktionen zu realisieren:
Der Sendersuchlauf mit automatischer Scharfabstimmung war damals eine technische Glanzleistung. Je zwei zusätzliche ZF-Abstimmkreise für AM und FM erzeugen die Steuerspannung für die automatische Scharfabstimmung, welche mit 2 Röhren (4 Systeme), einem Abstimm-Motor und 3 Relais realisiert wurde. Im Automatik-Betrieb reicht ein kurzer Taster-Impuls zum Start des stummgeschalteten Suchlaufs. Wird ein Sender mit ausreichender Empfangsfeldstärke erreicht, stoppt der Suchlauf und die Abstimmautomatik pegelt sich auf den Sender ein.
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